Reisetagebuch

Aftermovie von der Spendenfahrt 2022

Tag 27 und 28

Abschied 


Die letzten beiden Tage in Gambia waren ein entspannter Abschluss für uns alle. Wir hatten unsere Arbeit beendet und die Verantwortung der vergangenen Tage lastete nicht mehr auf unseren Schultern. Wir hatten schlichtweg Urlaub! Diesen genossen wir bei einer Bootsfahrt durch die Mangroven, bei der unsere fleißigen Angler leider kein frisches Mittagessen aus dem Fluss beisteuern konnten. Nach dem Trubel der letzten Wochen waren es Momente des Entspannens, Revuepassierens und einfach die Sonne Genießens. Wir hielten bei einer Austernfabrik und machten Bekanntschaft mit dem Internet Baum. Dieser war ein riesiger Baobab Baum, auf den die Dorfgemeinschaft Anzeigen gemalt hatte. Gegen eine Spende für den Bau der Dorfstraße, sicherten auch wir uns eine Anzeige für 12 Monate. Und so erstrahlt unser Drive to Help Logo zwischen Handwerkern und Touranbietern irgendwo in den gambischen Mangroven. Sollte eine Leserin oder Leser beim Internet Baum vorbeikommen, freuen wir uns sehr über ein Bild unserer Anzeige! 


Den letzten Tag vor Abflug gestalteten alle individuell. Die einen, schon früh auf den Beinen, gingen an den Strand, auf heimische Märkte und Krokodilfarmen. Die anderen, etwas gerädert vom Eintauchen in das gambische Nachtleben am Vorabend, gestalteten ihren Tag etwas entspannter. Schließlich wurden wir abgeholt, genossen in einem guten Restaurant ein asiatisches Festmahl, bis es dann langsam Zeit wurde, an den Flughafen zu fahren. Dort verabschiedeten wir uns von Gudrun und von Gambia. Und so stiegen wir nachts in die Lüfte, zurück nach Europa und Deutschland, in dem Wissen, dass uns keiner mehr die Zeit nehmen konnte, die wir zusammen erlebt hatten. Wir flogen nach Hause und mit dabei im Gepäck, neben vielen verschiedenen Souvenirs, hatten wir vier Wochen voller einzigartiger Erlebnisse. Mal waren sie nervenaufreibend gewesen, mal umwerfend. Mal waren sie fremdartig, mal wunderschön gewesen und dabei immer etwas Besonderes. Nach vier Wochen, sieben Ländern, und 7.000 Kilometern, war es aber auch wieder Zeit, zurückzukehren. Zurück zu unseren Familien und Freunden, die immer mit uns mitgefiebert hatten. 


Wir sind gut daheim angekommen und wir möchten uns bedanken, dass Sie uns bis zum letzten Moment hier in diesem Reisetagebuch begleitet haben. 


In der zweiten Januarhälfte 2023 ist ein öffentlicher Rückblick geplant, bei dem Sie mit uns persönlich über unsere Erlebnisse, unseren Verein und die ASB Health Clinic sprechen können. 


Damit verabschieden wir und ich uns und wünschen Ihnen alles Gute. Bleiben Sie gesund und weiterhin so engagiert und informiert über Gambia und seine Bevölkerung.


Ihre Mitfahrerinnen und Mitfahrer der Drive to Help Spendenfahrt 2022 und Ihre Reisetagebuch-Autorin 

Christina Müller

Tag 25 und 26

Mission beendet 


Ganz entspannt machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in Richtung Serekunda, der größten Stadt in Gambia. Die Fahrt führte uns auf der Südseite des Gambiaflusses, den wir am Vortag auf der einzigen Brücke überquert hatten, entlang durch eine flache, sehr grüne Landschaft. Nach mehreren Wochen Wüste und kargen Gegenden, war es eine Wohltat für die Augen, so viel Grün zu sehen. Von einem Moment auf den anderen merkte man dann, dass man die unsichtbare urbane Grenze überschritten hatte. Es wurde hektischer, voller, unübersichtlicher. In dem ganzen Chaos hatten Teile unserer Funkgeräte den Geist aufgegeben und so versuchten wir, trotz gestörter Kommunikation, dennoch beisammen zu bleiben. Dies funktionierte nur mäßig gut, denn auf einmal war das hinterste Fahrzeug nicht mehr im Rückspiegel zu sehen. Später stellte sich heraus, dass der Rotherbus von der Polizei angehalten worden war und einen Strafzettel zahlen musste. Der Fahrer hatte trotz Anschnallpflicht den Gurt nicht angelegt. Wieder vollständig fuhren wir weiter und trafen Judy, die Finanzerin der Klinik, die uns den Weg zur Unterkunft wies. Wir waren in der Pelican Residenz untergebracht, die unweit der Klinik und ein paar Gehminuten vom Strand entfernt lag.  Aber außer auspacken, duschen und waschen passierte nicht mehr viel, bis wir abends zusammen in ein Strandlokal gingen, um etwas zu essen und den Sonnenuntergang anzuschauen. Das Essen ließ geballte zwei Stunden auf sich warten, aber die Gruppe war einfach froh, diesen Moment gemeinsam feiern zu können. Später gesellte sich auch noch Gudrun Lehmbeck, die deutsche Klinikleiterin, zu uns und wir berichteten von unseren Reiseerlebnissen und planten den nächsten Tag. Dieser sollte nämlich der krönende Abschluss unserer Reise werden. Wir wollten uns die Klinik anschauen, den symbolischen Scheck über die gesammelten Spenden überreichen, und schlussendlich die materiellen Spenden aus den Autos ausladen und an die Klinik übergeben. 


Wie am Vorabend geplant fuhren wir am Vormittag zur ASB Health Clinic und wurden durch die Spalier stehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik empfangen. Es wurde geklatscht, getrommelt und gesungen als die sechs Autos in die enge Straße einbogen. Es war ein überwältigendes Gefühl für uns, so freudig empfangen zu werden! Die Klinik mit eigenen Augen zu sehen, für die wir die letzten Monate und Wochen so viel Zeit und Energie aufgebracht hatten, war einfach nur toll. Wir waren wirklich am Ziel angekommen! Alle Strapazen der Fahrt waren in diesen Moment auf einmal vergessen und unwichtig. 

Natürlich führte uns Gudrun durch die Klinik und erzählte uns alles über den Umbau, den sie vor Kurzem fertiggestellt hatten, den Klinikalltag, die Kosten, die Probleme, die Menschen usw.. Es war sehr interessant und für uns bestätigte sich der Gedanke, dass es absolut wichtig war diese Klinik weiterhin mit unserer Zeit und finanziellen wie auch materiellen Spenden zu unterstützen. Wichtig für die Menschen in Gambia ist eine nachhaltige Unterstützung, um eine umfangreiche, erschwingliche medizinische Versorgung zu ermöglichen. Durch regelmäßige Untersuchungen während der Schwangerschaft kann somit beispielsweise die Säuglings- und Müttersterblichkeit deutlich gesenkt werden. Man kann es sich teilweise kaum vorstellen, weil es bei uns so normal ist, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. 


Während nun die eine Hälfte die Kliniktour bekam, schlenderte die andere Hälfte über den nahegelegenen Markt, auf dem man wirklich von Fisch über Gemüse, Hühner, Haushaltsgeräte, Stoffe, Kleidung usw. alles finden konnte. Später wechselten die Gruppen, und als dann alle wieder beisammen waren, war der große Moment gekommen. Wir übergaben einen Scheck über eine Summe von 57.000 Euro + 6 Fahrzeuge an die Klinik. In den Jahren 2020 und 2022 hatten wir rund 80.000 Euro an Spenden gesammelt. Nach Abzug der Kosten für Sprit, Maut und Fähre für die Autos, und schon investierten Summen für den Umbau im vergangenen Jahr, war es eine stattliche Summe, die der Klinik einen gewissen finanziellen Puffer ermöglicht. Wir waren so stolz, Teil dieser Mission sein zu können und einen Beitrag für die medizinische Versorgung der gambischen Bevölkerung leisten zu können. 

Im Anschluss luden wir die Sachspenden aus den Autos aus. Beim Anblick der ganzen Kartons waren wir einfach nur sprachlos. Noch nie hatten wir das komplette Ausmaß gesehen und wir waren ein ums andere Mal beeindruckt, wie viele Spenden wir in den Transportern auf rund 7.000 Kilometern durch 7 Länder gekarrt hatten. 

All das wäre ohne die Hilfe der zahlreichen privaten wie auch betrieblichen Spenden nicht möglich gewesen. Wir sind stolz auf alle Spenderinnen und Spender und möchten uns im Namen von Drive to Help und der ASB Health Clinic in Gambia herzlich bei Ihnen bedanken! Sie konnten die letzten vier Wochen mitverfolgen, wie wir von Waldkirch nach Serekunda gefahren sind, und haben durch unsere Augen gesehen, dass Ihre Spende dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird. VIELEN DANK! Uns ist es nun aber auch ein Anliegen Ihnen zu vermitteln, dass mit unserer Spendenfahrt 2022 das Engagement für die Klinik nicht endet. Es wird weitere Fahrten geben, wenn sich genug Leute zusammenfinden, und wir sind Ihnen heute schon dankbar, wenn Sie uns und zukünftige Spendenfahrten weiterhin unterstützen. Noch dieses Jahr im November findet das anstehende JUMP Projekt statt, zu dem Ärztinnen und Ärzte samt OP-Personal probono in die Klinik fliegen, um Operationen im großen Stil durchzuführen, die sich die Patienten sonst nicht leisten könnten. Auch hier freuen wir uns über Ihren Beitrag! 


Nach diesem emotionalen Tag, bei dem das ein oder andere Tränchen geflossen war, verschiedete sich Team Blaui mit Tim und Norbert von ihrem Opel Vivaro, Team Ganter mit Ingrid und Armin von ihrem Renault Master, Team Rotherbus mit Felix und Bernhard W. von ihrem Ford Transit, ebenso wie Team Edeka mit Cheese und Bernhard S. von ihrem Ford Transit Kühlwagen, Team Blitz mit Dennis und Julia von ihrem Mercedes Sprinter, und Team Nic, dem Postbus, mit Christine und Christina von ihrem Volkswagen T4. Alle Autos hatten uns wortwörtlich sicher über Stock und Stein gefahren und hatten uns selbst auf den widrigsten "Straßen" zuverlässig von A nach B gebracht. In den letzten 4 Wochen waren sie unser Zuhause gewesen. Jetzt zu sehen, dass sie an ihrem Bestimmungsort angekommen waren, machte uns auf der einen Seite traurig, auf der anderen Seite aber natürlich sehr froh! Und so endete ein sehr emotionaler Tag für uns bei einem Feierabendbierchen im Hotelgarten.

Tag 23 und 24

Die letzte Grenze


Den nächsten Tag nutzten wir dazu, die alten französischen Kolonialbauten in Saint Louis zu erkunden. Auch hatten wir uns auf dem Campingplatz wieder für ein Abendessen angemeldet und es gab - man mag es kaum glauben - selbstgemachte Spätzle. Sie waren wirklich lecker, passten aber so ganz und gar nicht in die Szenerie mit bunten Vögeln, Palmen und Meer. 


Der darauffolgende Tag begann für alle sehr zeitig. Wir hatten eine ziemlich lange Etappe vor uns und wollten noch, sollte alles klappen, am selben Tag über die Grenze nach Gambia. Mittlerweile wussten wir, dass man für Grenzübergänge mit 12 Personen und 6 Autos immer viel Zeit einplanen musste. Da wir gelernt hatten flexibel auf neue Situationen einzugehen, ließen wir uns auch im Hinblick auf die Straßenverhältnisse einfach überraschen. Diese schienen sehr gut zu sein, bis wir dann wieder einmal abbogen und uns plötzlich auf einer Staubpiste wiederfanden. Es wurde kurz besprochen und abgewogen, ob unsere angeschlagenen Autos die Piste packen würden, und als diese Frage bejaht wurde, flogen wir quasi über die Wellblechpiste. Leider nur ca. 12 Kilometer bis sich vor uns auf einmal Straßenarbeiten und eine Umleitung ankündigten. Die Umleitung war eine sandige, ausgefahrene Spur neben der eigentlichen Staubpiste. Und auch hier wurde wieder kurz diskutiert, ob wir das Risiko auf uns nehmen sollten. Der Abenteuergeist, oder auch nur der Drang so bald wie möglich nach Gambia zu kommen, war dann aber größer als jeder Einwand und wir überwanden auch diese Hürde problemlos. Wir kamen so gut voran, dass wir die Grenze tatsächlich noch am selben Tag passieren konnten. Die Ausreise aus dem Senegal verlief diesmal ohne längere Wartezeiten und schwupps, waren wir am gambischen Grenzposten angekommen. Der Wandel von Französisch zu Englisch war allen willkommen, konnten so auch endlich wieder alle mit den Leuten kommunizieren. 

Es war wieder einmal unglaublich heiß und schwül, und während wir von Kindern belagert wurden, die alle gerne ein kleines Geschenk von uns bekommen wollten, warteten wir schwitzend auf das O.K. von Christina, dass die Autoeinfuhr geklappt hatte. Diese musste (oder durfte) sich mit dem Chef des Zolls in seinem wohltemperierten Büro auseinandersetzen. Er nahm sich zwar viel Zeit und war immer wieder abgelenkt durch Anrufe oder Gebetszeiten, aber mit etwas Geduld hielten wir schlussendlich die Erlaubnis in den Händen, die Autos nach Gambia einzuführen. Glücklich fuhren wir los. Wir waren tatsächlich in Gambia angekommen! Der letzte Teil war nur noch ein Klacks, denn das Wichtigste war im Land angekommen: die sechs Transporter samt Spenden für die ASB Health Clinic. 

Wir übernachteten auf Anraten der örtlichen Polizei auf einem bewachten Sportplatz am Rande eines kleinen Städtchens nahe der Grenze, und waren dem erfolgreichen Ende unserer Mission ein großes Stück näher gekommen.

Tag 22

Riesenkrabben und Zebras


Die Nacht war unglaublich heiß und schwül gewesen. Wir waren durch den Diawling Nationalpark gefahren, der das Delta des Senegalflusses umfasst und überwiegend aus großen Seen besteht. Daher gab es neben verschiedensten Vogelarten und die Straße querenden Warzenschweinen auch unzählige Mücken und Insekten. 

Da wir ja quasi innerhalb des mauretanischen Grenzgebietes geschlafen hatten, waren wir pünktlich um 8 Uhr bei Grenzöffnung abfahrbereit. Diese war in drei Abschnitte eingeteilt, erst die Polizei, dann der Zoll und dann die Gendarmerie. Die einen wollten nur unsere ausgedruckten Dokumente sehen, die anderen stempelten die Autos aus und die letzten gaben uns den Ausreisestempel. Da Christina von jedem Abschnitt schon jemanden vom Vorabend kannte, war die gesamte Ausreise recht zügig erledigt. Weiter ging es also über den Staudamm an den senegalesischen Grenzposten. Dort verbrachten wir einige Stunden, denn am Sonntag war die einzige Person, die für die Fahrzeugeinfuhr zuständig ist, nicht im Büro, sondern daheim in Saint Louis. Vorher musste auch noch der Preis für die Einfuhr verhandelt werden und dann die Dokumente nach Fertigstellung zur Grenze gebracht werden. In der Zwischenzeit brüteten wir in der Mittagshitze vor uns hin und als wir endlich akzeptiert hatten, dass wir einige Zeit würden warten müssen, spielten wir Karten und Fußball mit den Kindern an der Grenze und packten schlussendlich auch den Grill für ein einfaches Mittagessen aus. Wir hätten uns definitiv einen schöneren und interessanteren Platz im Senegal gewünscht, aber da mussten wir nun mal durch. Als die Dokumente dann endlich da waren, ging es dann durch Saint Louis und in die berühmte Zebrabar. Dort treffen sich viele Reisende nach der Einreise oder vor der Ausreise und man kann viele spannende Reisegeschichten hören. Nach den letzten kräfteraubenden Tagen und Nächten war dieser Campingplatz eine willkommene Abwechslung. Wir entschieden auch schnell, dass wir den nächsten Ruhetag einhalten und uns die Zeit für uns zum Runterkommen nehmen wollten. Abends gab es dann Bier und einen leckeren Fisch für alle. Mit der Dämmerung kamen allerdings nicht nur wieder die Mücken hervor, sondern zum großen Schrecken für Norbert, der die erste Begegnung machte, auch riesige Krabben, die die Wege zu unseren Autos belagerten. Und so muss es für außenstehende Betrachter ein Spaß gewesen sein, die Spießrutenläufe zu beobachten, bei denen immer wieder kleine Hüpfer und kurze Schreckenslaute vernehmbar waren.

Tag 21

Ist das eine Straße?

 

Der nächste Morgen begann so wie der letzte Abend aufgehört hatte. Unser mulmiges Gefühl hatte sich noch nicht verflüchtigt und irgendwie fürchteten wir, an die falschen Typen geraten zu sein. Uns wurde immer wieder versprochen, sie kämen bald. Aber "bald" ist in der berühmten "Africa time" ein undefiniertes Zeitfenster. 

Mittlerweile hatten wirklich alle Mauretanier mitbekommen, dass wir bestohlen worden waren und die Polizei tat ihr Mögliches, den Fall aufzuklären. Um uns etwas zu beruhigen, wurden zwei aus der Gruppe dann zu der Werkstatt gefahren, in der die Schlüssel nachgemacht wurden und wir sahen tatsächlich nach einiger Zeit unser Steuergerät wieder. Also ging es mit den Jungs zurück zum Campingplatz und, dann doch schneller als erwartet, heulte der Motor des Renault Masters wieder auf. 

Erleichtert packten wir schnell alles zusammen, denn eigentlich wollten wir heute noch über die Grenze in den Senegal. Die Verzögerung durch das Nachmachen der Schlüssel sollte uns jedoch noch zum Verhängnis werden. Chaikh, der immer noch bei uns war und uns bis zum letzten Moment unterstützt hatte, meinte, es gäbe ein Stück vor der senegalesischen Grenze, welches wohl eher schlechter befahrbar sei und man wisse nach der Regenzeit nicht genau, ob nicht auch Teile davon weggebrochen waren. Von anderer Seite hörten wir aber auch, dass die Straßen in Ordnung seien und da der Drang mittlerweile so groß war, den Campingplatz und die chaotische, dreckige und laute Hauptstadt hinter uns zu lassen, fuhren wir gegen Mittag weiter. 

Wir kamen auch super voran. Die Straßen waren gut befahrbar - an die Schlaglöcher und Tiere auf der Fahrbahn hatten wir uns mittlerweile gewöhnt und vor Vielem wurde nicht mal mehr durch die Funkgeräte gewarnt. 

Die Grenze war wohl täglich bis 18 Uhr geöffnet und mit der Hoffnung noch rechtzeitig anzukommen bogen wir um ca. 16:30 Uhr auf die letzten 40 Kilometer ab. Der Schock war allerdings groß. Die ersten zwei Kilometer waren eine getrocknete Schlammpiste mit teils riesigen Löchern und Erhebungen. Bei der nächsten Abbiegung stand ein Polizeiposten, der uns auf Nachfrage bestätigte, dass die Straße die nächsten 38 Kilometer in einem desolaten Zustand war. Wir hatten allerdings keine wirkliche andere Wahl, denn es gab genau zwei Grenzübergänge in den Senegal, Rosso und Diama. Ausnahmslos alle Reisenden und Reiseführer hatten uns empfohlen in Diama über die Grenze zu fahren, weil in Rosso erstens der ganze LKW Verkehr durchging und die Grenze daher schon viel hektischer war, und zweitens die Grenzbeamten korrupt und unberechenbar sein sollten. Also bissen wir in den sauren Apfel und fuhren weiter nach Diama anstatt umzudrehen und auf die asphaltierte Straße nach Rosso zu fahren. Auch war es schon spät und spätestens beim Polizeiposten stand fest, dass wir es heute definitiv nicht mehr über die Grenze schaffen würden. Wir kamen teils nur mit 10-20 km/h voran und 40 Kilometer können einem unglaublich lang vorkommen, wenn die Straßenverhältnisse schlecht sind. Einfach am Straßenrand stehen zu bleiben war aber auch keine Option, denn hinter uns türmten sich riesige Gewitterwolken auf. Für uns hätte Regen bedeutet, dass wir nicht mehr vor oder zurück gekommen wären. Und so fuhren wir immer weiter und weiter bis einmal Blitz abrutschte und sich im schlammigen Untergrund festfuhr. Es sah wild aus, wie er schräg an der Böschung hing, war dann aber recht schnell durch kräftiges Anschieben und Anweisungen wieder befreit. 

Und so fuhren wir, jedes Auto in seinem Tempo, in die Nacht hinein, immer den Wolken voraus mit einem einzigen Ziel: die Grenze zu erreichen. Dies taten wir auch nach knapp 3,5 Stunden. Heil und unfallfrei hatten unsere Transporter dieses wahnsinnige Stück gemeistert, das sich Straße schimpfte. Im Nachhinein hatte es vielen insgeheim auch Spaß gemacht über die Buckelpiste zu fahren, aber die Erleichterung überwog es endlich geschafft zu haben. Wir durften dann sogar noch die Nacht innerhalb der Grenze verbringen und Christina freundete sich schon mal mit ein paar Grenzbeamten an. Geschafft fielen alle in ihre mittlerweile mit Moskitonetzen geschmückte Betten.

Tag 20 

Autoschlüssel 


Am nächsten Morgen standen wir mit der Sonne auf. Diese enttäuschte uns auch an diesem neu anbrechenden Tag nicht und bot uns ein tolles Schauspiel. Es gab ein kleines Wüstenfeuer für unsere Kaffeefraktion, die sich so ihr Wasser erhitzte, und nach einem kleinen Frühstück brachen wir unser Camp ab. Wir wollten heute nach Nouakchott, um zum Rest der Gruppe aufzuschließen und so fuhren wir noch etwas durch Sand und Wüste, bevor wir dann wieder die asphaltierte Straße erreichten. 

Der Rest der Gruppe war am Vortag entspannt in Nouakchott angekommen und hatte sich einen Campingplatz mit Restaurant am Strand ausgesucht. Dort gab es mittags eine unglaublich leckere Dorade zu essen, die frisch aus dem Meer bzw. vom Fischereihafen gleich nebenan kam. Es wurde etwas gebadet, gewaschen und mit dem Fahrrad die Gegend erkundet. 

Gegen Mittag erreichte der Wüstenteil die anderen und es vergingen keine zehn Minuten, als sich plötzlich große Aufruhr breit machte. Schon am Vortag hatte man uns gewarnt, wir sollen gut auf unsere Wertsachen aufpassen. Und trotz Adleraugen und größter Vorsicht geschah das Unglück und wir wurden sehr dreist am Strand ausgeraubt. Geld, zwei Handys, drei Autoschlüssel, zwei Gleitsichtbrillen. Alles war auf einmal weg. Der Schock war groß, nicht nur bei den Bestohlenen. Gleich wurde die Polizei gerufen. Die Handys schmerzten natürlich sehr, das Geld auch, aber war verkraftbar. Schlimm stand es einmal um die Brillen, die im Leben eines Menschen einen wichtigen Zweck erfüllen, und leider auch um die Autoschlüssel. Beide Schlüssel des Renault Masters waren gestohlen worden und wir hatten keine Möglichkeit mehr, das Auto zu öffnen. 

Was sich nun zutrug, hätte genauso gut aus einem Kriminalroman entsprungen sein können. 

Schnell stand nämlich fest, dass die Schlüssel unauffindbar waren. Die Polizei hatte zwar nach einiger Zeit die verlorene Tasche mit Karten, Brillen und Handtuch irgendwo auf dem Gelände lieblos weggeschmissen gefunden, Geld, Handys und Schlüssel waren allerdings nicht mehr dabei. Auch unser spontaner Drive to Help Suchtrupp, der das Gelände Millimeter für Millimeter absuchte, war leider erfolglos. 

Unser Wüstenguide, der noch immer bei uns war, schlug uns daraufhin vor, jemanden anzurufen, der die Türe wieder öffnen und die Schlüssel nachmachen könne. Das hatte einen leicht illegalen Charakter und schien uns wahnsinnig teuer, aber recht schnell sahen wir ein, dass wir keine andere Wahl hatten. Nach langem Warten kamen dann auch ein paar Typen mit ihrem Werkzeug und zu Hochzeiten standen bis zu zehn Leute um das Auto herum und fachsimpelten, schauten, oder versuchten tatsächlich die Türe wie in einem schlechten Film zu öffnen. Nach einiger Zeit war es dann geschafft. Die Türe war offen! Leider hieß das nun mit der Renault-Wegfahrsperre noch nicht, dass das Auto wieder fuhr. Der Schlüssel musste umprogrammiert werden. Und so schnappten sich die Jungs das Steuergerät und zogen von dannen. Zwar konnten wir nun wieder eine richtige Hose anziehen und im Auto schlafen, aber wir hatten dennoch ein mulmiges Gefühl. Ohne Steuergerät funktionierte nämlich nichts mehr und wir hätten das Auto nicht einmal mehr abschleppen können. Nach diesem Tag fühlten wir uns nicht mehr ganz so sicher auf dem Campingplatz und wir hofften alle, dass die Jungs mit dem Steuergerät und Schlüssel am nächsten Tag zurückkommen würden und wir endlich weiterfahren konnten.

Tag 19 

Vollkommene Stille


Während die einen nach Nouakchott aufbrachen, bereiteten sich die anderen auf die bevorstehende Wüstentour vor. Wir ließen Luft aus den Reifen, verstauten die Reservekanister, packten den Grill um und fuhren dann los. Nach den ersten 500 Meter auf asphaltierter Straße bogen wir auf einmal wie aus dem Nichts links ab, weg von der Straße. Wir hatten keine Allradautos und so war es ein besonderes Gefühl auf einmal abseits der Straßen zu fahren, rein in den Sand. Wir kamen aber nicht weit, denn schon bei unserem ersten richtigen Kontakt mit tieferem Sand fuhr sich der Edeka Kühlwagen fest und als Konsequenz dann auch der Volkswagen. Wir waren kaum 5 Minuten gefahren und buddelten und schoben schon wie wild den Sand zur Seite, damit der Kühlwagen auf den Sandblechen wieder aus seinem Sandloch kam. Daraufhin folgte eine kurze Einweisung in "wie fahre ich in der Wüste". Nie im ersten Gang, nur im zweiten und dritten, nie in der Spur anderer Fahrezeuge und immer mit viel Abstand und Power durch Sandfelder. Und mit diesem Wissen ging es los in Richtung Küste. Wir fuhren durch den Nationalpark Banc d'Arguin und es war einfach atemberaubend schön. Wild, heiß, sandig, karg, aber dann wieder grün und wunderschön! Wir sahen viele Kamelherden, die grazil durch die Wüste marschierten. Wir lernten verschiedene Sandarten zu erkennen und dementsprechend zu fahren und staunten immer wieder darüber, was einfache Transporter mit teils uralten Winterreifen alles mitmachen können. 

Gegen Mittag erreichten wir die Küste bei Arkeiss und wir sprangen sofort in unsere Badehosen und Bikinis, um uns abzukühlen. Es war absolut schön, wir waren fast alleine und wir führten uns einmal mehr vor Augen, wo auf der Welt wir uns gerade befanden. Nachdem wir dann eine Siesta in der Mittagshitze gemacht hatten, fuhren wir auch schon ein Stück weiter. Wir hatten uns nämlich gewünscht einmal eine Düne zu sehen und an einem Ort zu übernachten, wo wir komplett alleine und ohne Lichtverschmutzung waren. Chaikh erfüllte uns diesen Wunsch und so fuhren wir in den absolut beeindruckenden Sonnenuntergang hinein. Zwar mussten wir noch ein paar Male den Kühlwagen ausbuddeln, aber für das was uns erwartete, war es die Anstrengung allemal wert. Wir campierten vor einer Düne, irgendwo im Nirgendwo, kochten für alle ein einfaches Mahl, und legten uns dann im Dunkeln auf die noch warmen Dünen, um den Sternenhimmel zu beobachten. Was sich uns am Himmel zeigte, war gigantisch. Kein Mond und kein künstliches Licht, dass uns die Sicht auf die Sterne nahm. Da wir allerdings alle nur wenige Sternbilder erkennen konnten, suchten wir unsere eigenen. Unsere Fantasie war grenzenlos und so sahen wir über Seepferdchen, Drachen und Diamanten auch einen Schuddighut. Besonders freuten wir uns über die Sternschnuppen am Himmel. 

Als wir dann einmal alle ganz ruhig waren konnten wir es fast nicht glauben: Man hörte absolut nichts. Wir waren an einem Ort vollkommener Stille angelangt. Und mit all diesen berauschenden Eindrücken gingen wir irgendwo im Nirgendwo beseelt schlafen.

Tag 18

Das Visum


Mit unserem mauretanischen Guide Chaikh, der uns beim Grenzübergang helfen und uns auf unsere geplante Wüstentour begleiten würde, hatten wir ausgemacht, dass wir gegen 10 Uhr die Ausreise aus Marokko beginnen würden. Pünktlich fuhren wir den imposanten Grenzposten an. Wir waren auf alles vorbereitet und so wurden wir von A nach B über C und wieder nach B und A und dann D geschickt, immer mit der Ausreisekarte für die Autos in der Hand, die am Ende so voll geschrieben war, dass keine weitere Notiz darauf Platz gefunden hätte. Mit den Autos mussten wir auf marokkanischer Seite zusätzlich noch durch einen riesigen Scanner fahren. Ein sehr freundlicher Grenzbeamter half uns bei fast jedem Schritt und ermöglichte uns die lange LKW-Schlange zu überspringen. Er versicherte sich immer wieder, dass alle anderen Grenzbeazftragten verstanden, wer wir waren und verkürzte somit unseren Aufenthalt um einige Zeit. Als wir dann endlich ausreisen durften, fuhren wir durch die Tore in das berüchtigte Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien. Der karge, vermüllte Landstreifen mit einer schlaglochgespickten Straße war rechts und links der Straße vermint worden, und es war ein mulmiges Gefühl, durch dieses Niemandsland zu fahren. Glücklicherweise hatte uns Chaikh schon direkt nach der Ausreise getroffen und zeigte uns an, wie und wo wir fahren konnten. In einem sandigen Abschnitt fuhren sich gleich ein paar Autos in den Sand ein und mussten wieder befreit werden. 

Auf mauretanischer Seite ging es dann weiter. Man merkte direkt, dass die Standards andere waren. Keine riesige Mauer, kein Stacheldrahtzaun, mehr Menschen mit scheinbar keiner richtigen Aufgabe. Es war brütend heiß als wir zuerst durch die Spürhundekontrolle mussten. Frage 1: Habt ihr Tiere oder Alkohol dabei. Frage 2: ist Christina verheiratet. Der Spürhund fand nichts und wir fuhren weiter zum Zoll. Dort wurden die Pässe nach Fahrern und Passagieren sortiert. Später ging es dann mit den Zollpapieren zu den Grenzbeamten, die uns ein Visum vor Ort ausstellen mussten. Leider verwechselte der Grenzer Christina und Christine und klebte versehentlich Christinas Visum in Christines Pass. Wir glauben, dass die Korrektur der Grund dafür war, weshalb kurz darauf das System zusammenbrach und von unserer Gruppe erst zwei ihr Visum bekommen hatten. Es folgte eine längere Wartezeit, in der wir langsam realisierten, dass wir nicht mehr in Marokko waren. Eine junge holländische Frau in kurzer Hose und Flipflops wurde dem Gebäude verwiesen und musste sich "ordentlich" anziehen. Wir vier Frauen hatten vorausschauend schon lange Hosen und langärmlige Shirts angezogen, den Umständen angemessen. Wir wussten einfach, dass die "kurze Hosen Zeit" in Mauretanien vorbei war. Auch würden wir an öffentlichen Plätzen mit bedeckten Schultern und Knien baden gehen. Das war aber vollkommen in Ordnung, denn wir wollten uns als Durchreisende gerne den geltenden Regeln in der Islamischen Republik Mauretanien anpassen. 

Als die Systeme dann wieder funktionierten und alle das Visum im Pass hatten, mussten diese noch gestempelt werden. Und hier beobachteten wir schon die ersten Schmiergeschäfte. Wir glaubten auszumachen, dass die Leute Geld mit ihren zu stempelnden Pässen über den Tisch schoben. Wir wollten diese Praxis allerdings nicht unterstützen und versuchten es mit freundlichen Gesprächen mit dem Beamten. Schlussendlich hielten wir die gestempelten Pässe in der Hand, mussten noch eine Versicherung für das Auto kaufen und direkt Geld wechseln, da es die nächste Möglichkeit dazu erst wieder in der Hauptstadt geben würde. Kein Geldautomat weit und breit für 500 Kilometer. 

Nach knapp fünfeinhalb Stunden waren wir mit unserem Grenzerlebnis durch. Zum Glück finden wir es doch immer noch spannend zu beobachten, wie die Dynamiken funktionieren, wer wem was zu sagen hat, wie die Hierarchien sind, was die Aufgaben der einzelnen Menschen sind usw..

Auf jeden Fall machten wir uns auf direktem Weg auf einer der wenigen geteerten Straßen nach Chaim, welches ca. 250 Kilometer von der Grenze entfernt war. Dort nächtigten wir auf einem Campingplatz, der von einem deutschsprechenden Belgier betrieben wurde. Mit ihm und unserem Wüstenführer zusammen besprachen wir nach unserem Abendessen unsere Optionen für eine mögliche Wüstentour. Diese war nach Einschätzung unserer Mechaniker allerdings aufgrund individueller Wehwehchen nicht mit allen Fahrzeugen möglich. Nach Abwägen und Besprechen der Optionen, entschieden wir uns dafür, dass drei Autos direkt nach Nouakchott in die Hauptstadt Mauretaniens fahren und die anderen drei Autos mit einer Übernachtung in die Wüste gehen würden. 

Tag 17 

Weiter geht's 


Nach mehrmaligen Nachfragen schien nun leider doch festzustehen, dass das Getriebe erst am Folgetag gegen Nachmittag ankommen würde. Nach weiteren langen Diskussionen und Abwägen unserer verschiedenen Optionen, wurde demokratisch abgestimmt und die kleine Fraktion überstimmt, die auf das Getriebe warten wollte. Als die Entscheidung stand, wurden noch die letzten Wüstenvorbereitungen getroffen. Die Wasser- und Essensvorräte wurden aufgefüllt und wir tankten unsere Reservekanister auf. Und dann ging es auch schon los (ohne Tauschgetriebe) in Richtung der mauretanischen Grenze. Dort wollten wir außerplanmäßig die Nacht davor verbringen, um am nächsten Tag direkt auf die andere Seite zu können. Die rund vier Stunden Fahrt schafften wir ohne Probleme, denn die Straße führte immer nur geradeaus und man hatte gar keine Möglichkeit sich hier zu verfahren. Als wir ankamen peitschte der Wind aus voller Kraft. Der ganze Sand, den man mittlerweile auch schon zur Genüge in der Fahrerkabine gesammelt hatte, wurde durch die Gegend geschleudert und war rundum einfach unangenehm auf der eigenen Haut und in den Augen. Zum Glück fanden wir direkt vor der Grenze eine neue Tankstelle auf der wir über Nacht parken durften. Die beiden Tankstellenwärter sprachen auch etwas englisch und so verbrachten wir einen schönen letzten Abend in Marokko mit unserer letzten Portion Schweinefleisch mit Nudeln und einer extra Prise Sand.


Zitat:

Christina M.: (als Navigatorin am Kreisverkehr) "Also wenn ich rechts schaue, sehe ich Nichts. Wenn ich links schaue, sehe ich auch Nichts. Und wenn ich geradeaus schaue, sehe ich zwar Nichts, aber dann sage ich mal, wir fahren geradeaus." 

Tag 16

Von Wind und Drachen


Nach dem letzten Abend und der vergangenen Nacht wussten wir ganz genau, weshalb Dakhla bei Kitesurfern so beliebt ist. Der Wind hörte einfach nicht auf zu wehen. Und die Wintermonate sind wohl sogar die erträglichsten, was den Wind betrifft. Uns machte er aber schon nach wenigen Stunden ziemlich zu schaffen, drückte die Stimmung, und ging uns einfach auf die Nerven. 

Zwar fanden wir den Wind beim Frühstück nicht so toll, aber für die folgende Aktivität war er dann doch ganz nützlich. Am Vortag hatten wir nämlich entschieden, eine Halbtagestour auf einem Segelkatamaran zu einer vorgelagerten Insel in der Bucht von Dakhla zu machen. Leider hatten nur 10 Passagiere auf dem Boot Platz und so gaben Felix und Bernhard S. den anderen den Vortritt und vertrieben sich die Zeit mit baden und entspannen. 

Der Rest durfte währenddessen abwechselnd die Steuerung des Bootes übernehmen und so segelten wir mal mehr mal weniger auf Kurs in Richtung der Dracheninsel. Mit ein wenig Vorstellungskraft konnte man nämlich erkennen, dass die Form der Insel einem schlafenden Drachen ähnelte. Na zum Glück schlafend, wer weiß, was sich sonst alles auf der Insel zugetragen hätte. So jedoch war sie ein Paradies für Vögel und man hatte vom obersten Fels eine sehr schöne Aussicht auf die Bucht. Nach Erklimmen des besagten Felsens gingen wir noch kurz baden, bevor wir dann wieder zurück zum Boot mussten. 

Neil, der britische Kapitän gab uns ein paar Tipps, wo wir essen gehen könnten und so fuhren wir nach der Tour, wieder vereint mit Bernhard und Felix, zu einem bekannten Fischrestaurant. Dort gab es für jeden der wollte frische Austern und drei große Pizzableche mit gegrilltem Fisch und Gemüse. Die Platte sah gigantisch aus und vier Leute wurden gut satt davon. Gestärkt fuhren wir danach wieder auf unseren Stellplatz "PK25". 

Den ganzen Abend beschäftigte uns dann aber schon die Frage, ob unser Getriebe wirklich rechtzeitig ankommen würde... Wir hatten zwar entschieden einen Tag zu warten, aber die Gruppe war nicht bereit noch einen weiteren Tag zu opfern. Und so drückten wir zwar alle die Daumen, wussten aber, dass es gut sein konnte, dass wir ohne Tauschgetriebe weiterfahren würden. 

Tag 15

Wer findet ein Getriebe?

 

Aufgrund der nicht richtig zugänglichen - und wenn doch, recht schmutzigen - Toiletten auf unserem Übernachtungsparkplatz waren wir recht früh bereit zum Aufbruch. Und so fuhren wir auch heute durch vom Wind gepeitschte Landschaften, meist direkt an der Küste entlang, von der aus riesige Dunstwolken aufstiegen. Diese verschlechterten die Sicht enorm und wir konnten oft nur das Auto vor und hinter uns selbst ausmachen. Überraschend war, dass man von Zeit zu Zeit kleine Grünstreifen sehen konnte, auf denen sogar kleine, bunt blühende Blumen zu erkennen waren und viele Schmetterlinge, die leider nur zu häufig Bekanntschaft mit unseren Windschutzscheiben machten.

Kurz vor unserem heutigen Ziel Ad-Dakhla, welches auf einer dünnen Landzunge liegt und mittlerweile bekannt ist für seine Kitesurfer-Szene, tauschte Team Blaui mit jeweils einem der Mechaniker die Plätze. Beide hörten sich das Getriebe während der Fahrt unabhängig voneinander an, um festzustellen, ob es schlimmer geworden war. Ob wir mit dem beschädigten Getriebe bis nach Banjul kommen würden konnte keiner von beiden final sagen, und so beschlossen wir, in Dakhla auf Getriebesuche zu gehen. Von einem Kontakt bekamen wir eine Adresse zugeschickt und Bernhard W., Cheese und Christina (als sprachliche Unterstützung) machten sich auf den Weg in die Stadt. Dieser wurde uns von einer Polizeikontrolle, die unsere Pässe rund 10 Minuten in Beschlag nahm, und einer (weiteren) Geschwindigkeitsüberschreitung unseres Fahrers Cheese mit Ausstellung eines Strafzettels, etwas verzögert. Bei Ankunft an der angegebenen Adresse mussten wir dann jedoch feststellen, dass Sonntagabend auch in Marokko keiner mehr arbeitete. Dennoch stiegen wir aus und trafen einen Mechaniker weiter die Straße hinunter. Dieser erkannte unser Problem und wollte uns zu einem Bekannten fahren, der womöglich ein passendes, gebrauchtes Getriebe parat hätte. Das bedeutete für Cheese, dass er sich hinten ins Auto auf die Pritsche legen musste, während Bernhard, Christina und der Mechaniker, welcher sich uns als Kamel vorstellte, in der Fahrerkabine zu besagtem Bekannten fuhren. Dieser hatte zwar kein Getriebe in der Stadt, aber konnte uns womöglich eines in Marrakesch bestellen. Natürlich würde das etwas Zeit in Anspruch nehmen und so überlegten wir hin und her. Schlussendlich mussten wir diese Entscheidung aber mit der Gruppe treffen und so verblieben wir auch. Als wir mit dem ersten Mechaniker wieder im Auto saßen, sagte dieser jedoch, dass er vielleicht noch jemand anderes wüsste, der eines hätte. Also packten wir Cheese wieder hinten rein und fuhren dann von einem Mechaniker zum anderen, packten auf dem Weg noch einen weiteren KFZ-Händler ein, der sich auch noch vorne reinsetzte, und fuhren fast bis ans Ende der Landzunge. Zwischenzeitlich stank es bestialisch nach Fisch und wir kamen irgendwo im Nirgendwo an. Dort wurde uns ein Tor geöffnet, Hunde fingen an zu bellen, es sah wild aus und inmitten des ganzen Chaos stand ein Auto. Leider erkannte Bernhard auf den ersten Blick, dass das Getriebe nicht in unseren Opel passte, und wir fuhren wieder zurück, luden den KFZ-Händler ab, und weiter ging die Suche. Cheese durchlebte währenddessen seine persönliche Magen-Darm-Hölle und lernte die ein oder andere Toilette in Dakhla kennen. Nach der fünften oder sechsten erfolglosen Station entschieden wir dann, dass es nun genug sei und wir wieder zur Gruppe fahren sollten, um die "Marrakesch Option" zu besprechen. Dies taten wir dann im Dunkeln auf dem windigen und ohne Sonne schon recht kühlen Stellplatz, und kamen zu dem Schluss, dass wir noch einen weiteren Tag in Dakhla einplanen würden, um auf das Getriebe zu warten. 

 

Zitat: 

Bernhard W.: " Das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass man hier so schnell ein Getriebe finden kann."

Tag 14

Tor zur Sahara


Klar, wir alle hatten in Verbindung mit Sidi Ifni schon einmal gehört, dass auf der nächsten Etappe die Sahara beginnen würde, aber was sich uns schon kurz nach unserer Abfahrt aus Sidi Ifni bot, war unbeschreiblich. Quasi als wäre man durch ein unsichtbares Tor gefahren hinter dem urplötzlich wie Wüste begann. Die Landschaft veränderte sich von felsig zu sandig und karg. Und waren wir zuvor noch durch das bergige, kurvige Marokko gefahren, so fuhren wir nun auf gut ausgebauten, schnurgeraden Straßen. Mit meist 100 km/h Maximalgeschwindigkeit konnten wir auch einige Kilometer hinter uns bringen. Allerdings wurde die wohl tolle Aussicht durch einen sich anbahnenden Sandsturm getrübt. Wie im Winter mit Schnee gab es Sandverwehungen und in kürzester Zeit schmeckte man den Sand zwischen den Zähnen. Zu guter Letzt kam auch noch ein heftiger Regenschauer dazu. Kurzzeitig war die Sicht dann komplett eingeschränkt. In dieser unwirtlichen Wetterlage wurden wir dann von einem der unzähligen Polizeiposten rausgewunken. In weiser Voraussicht, und Dank den Erfahrungen der vorausgegangen Touren, hatten wir Dokumente mit all unseren Pass- und Autoinformationen erstellt, die uns die Kontrollen vereinfachen sollten. Und anstatt sich ewig ziehender Passkontrollen konnten wir einfach die Dokumente gesammelt abgeben und meist sofort wieder weiterfahren. Da wir sowieso schon standen und die Mägen ordentlich zum Mittagessen knurrten, machten wir eine Vesperpause, bei der sich jeder Brot mit Aufstrich (und unfreiwillig Sand) schmieren konnte. Hier wollte aber keiner lang bleiben, sodass wir schnell weiterfuhren. Das Wetter besserte sich glücklicherweise und die Sonne kam heraus. Bald erklang aus den Walkie-Talkies, dass Tim und Norbert in ihrer finnischen Sauna doch gerne noch einen Aufguss hätten. Tja, nie kann man es allen recht machen... 

An der Atlantiksteilküste entlang ging es dann immer weiter in Richtung Westsahara. Wir merkten überhaupt nicht, dass wir eine umstrittene Grenze überquerten. Doch im Reiseführer konnte man ungefähr abschätzen ab wann wir diese passierten. 

Leider war uns von anderen Reisenden mitgeteilt worden, dass das Beduinen Camp, im dem wir die Nacht ursprünglich hatten verbringen wollten, mutwillig zerstört worden war, und wir wichen auf die Stadt El Aaiún aus. Vor den Toren der Hauptstadt der Region, die mithilfe hoher Investitionen gebaut worden war, wurden wir wieder von einer Polizeikontrolle angehalten. Diese gab es zwar in Marokko zuhauf, und wir hatten seit Tag 1 täglich zwischen 10-20 davon passiert, aber bisher hatten sie uns immer durchgewunken. Diese hielten uns jedoch eine Weile fest und schienen abzuklären, ob wir eine Polizeieskorte in die Stadt zu unserem Campingplatz bekommen sollten. Schlussendlich bekamen wir sie nicht und durften auf eigene Faust in die Stadt fahren. Unser bewachter Parkplatz lag dann direkt am Strand, an dem die Einheimischen am Wochenende angelten, verweilten, schwammen und flanierten. Es war eine rundum entspannte Atmosphäre und von den politischen Konflikten war nichts zu spüren. Wir fühlten uns in jedem Moment sicher, auch aufgrund der vielen Polizeikräfte, die ihre Präsenz am Strand zeigten. Und so schliefen wir beruhigt mit dem Rauschen der Wellen ein. 


Zitat

Norbert H.: "Fahr in die Wüste, haben sie gesagt, dort wird es sonnig und heiß, haben sie gesagt."

Tag 13

Blaue Steine & Schlenker 


Der Morgen war beinahe so magisch wie der Abend aufgehört hatte. Die Luft war so klar, dass der Himmel unwirklich blau wirkte. Bisher war unser Ausblick und Panorama oft von aufgewirbeltem Staub und diesiger Luft geprägt gewesen. An diesem Tag jedoch war eine gigantische Klarsicht möglich. 

Gemäß unseres am Vorabend erstellten Essensplanes kauften wir noch die ein oder anderen vegetarischen Vorräte ein, denn nach Mauretanien ist es, laut Auswärtigem Amt, strengstens verboten Schweinefleisch einzuführen. Dank einer großzügigen Essensspende konnten wir die letzten zwei Wochen viele Fleischgerichte für die ganze Gruppe kochen, die jedoch alle Schweinefleisch enthielten und demnach dringend aufgebraucht werden mussten. Unsere Essensnotration für die mauretanische Wüste bestand nun aus Nudeln, Reis und Tomatensauce mit etwas Gemüse, falls noch vor der Grenze erhältlich.

Mit gutem Gewissen fuhren wir also los in den Tag. Es sollte nach Sidi Ifni gehen, doch davor wollten wir uns noch ein paar bekannte blaubemalte Steine anschauen, die ein belgischer Künstler mit Unmengen an Farbe als Zeichen für den Frieden bemalt hatte. Die Anfahrt war nun aber gar nicht so einfach wie man bei so einem Kunstwerk erwarten würde. Es ging über eine mit tiefen Schlaglöchern gespickte Staubpiste, bei der Team Blitz mit ihrem Mercedes Sprinter das ein oder andere Mal glücklicherweise ganz knapp nicht hinten aufsetzten. Bei Ankunft staunte man über die knallig blauen Steine und machte sich Gedanken über die Nachricht, die der Künstler in die Welt hatte schicken wollen. Und so ging es wieder retour auf derselben staubigen Piste in Richtung Atlantikküste. Ausnahmsweise heute in geänderter Reihenfolge mit Blitz als Navigation an der Konvoifront. 

Denn während sich fünf Autos blaue Steine anschauten, fuhren Cheese und Christina getrennt von der Gruppe einen kleinen Abstecher nach Agadir. Nicht jedoch um etwas Sightseeing zu betreiben, nein, der Turboschlauch war nicht wie versprochen nach Tiznit geliefert worden, sondern hing in Agadir fest. Also hatten sie spontan entschieden ihn noch fix abzuholen. Ohne Konvoi kamen sie viel flotter voran und erreichten Agadir gegen 12:30 Uhr. Allerdings schien der Fordhändler geschlossen. Als dann doch jemand öffnete, erklärte ihnen der Mann, dass sie freitags zur Gebetszeit immer schließen würden und jetzt keiner mehr im Ersatzteillager sei. Um 17 Uhr wäre dann wieder jemand da. Mit riesigem Schrecken im Gesicht schlug ihnen der Mann dann aber vor, doch noch kurz zu schauen, ob nicht noch jemand da sei. Und mit dem besten Timing der Welt erwischten Christina und Cheese die beiden Mitarbeiter gerade noch an der Tür. Es war einfach Glück, und so hielten sie kurz darauf den original Turboschlauch in den Händen und konnten wieder zur Gruppe aufschließen. 


Pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir dann alle wieder in Sidi Ifni vereint, stemmten uns gegen die starken Wellen des Atlantiks, und genossen bei einem Bierchen die tolle Abendstimmung. 

Alle wussten dass die nächsten Tage anders werden, sich die Landschaft und Gegend verändern, und unsere "Kür Marokko" bald ein Ende haben würde.


Zitat 

Felix B.: "Nach so vielen Steinen, kargen Felsen und Staub ist es echt schön wieder ein bisschen Wasser und Strand zu sehen."

Tag 12

Langer Tag 


Heute stand eine lange Tour an. Die 370 Kilometer wurden in der Navigationsapp mit knapp 6 Stunden Fahrt angegeben. Dies bedeutet für uns als Konvoi aber immer, dass wir - anfangs sogar deutlich - länger brauchen. Irgendjemand muss immer aufs Klo, hat Hunger, möchte ein Bild machen, möchte eine richtige Toilette, ein Eis, eine Pause, oder einen Fahrertausch. Dann kann es noch sein, dass mal einer nicht mehr über die grüne Ampel kommt, hinter einem LKW bergauf zuckelt und der Rest warten muss. Nach 12 Tagen zusammen Fahren haben wir uns aber schon sehr gut eingespielt. 

Wir wurden über eine Straße geführt deren kleine Brücken ausnahmslos alle zerstört waren. Die Wassermassen, die dort runterkommen wenn es mal ordentlich regnet, müssen gewaltig sein. Wir fuhren dann aber kleine, abenteuerliche Umleitungen direkt an den Brücken vorbei über sehr huckelige Staubpisten. 

Spannend wurde es dann vor allem für Team Blaui, deren Getriebe nicht mehr ganz richtig funktionierte. Schon in Deutschland hatte sich herausgestellt, dass der vierte und sechste Gang nicht mehr funktionierten. Die Experten hatten aber entschieden es trotzdem zu versuchen, und so mussten Tim und Norbert mantrahaftig immer wiederholen: Eins, zwei, drei, fünf, rückwärts! Das hatte bis heute auch sehr gut geklappt und wir witzelten darüber, dass wir beim nächsten eigenen Autokauf einfach Geld sparen wollten, indem wir dem Autohändler sagen würden, dass ein vierter und sechster Gang überflüssig seien. 

Heute aber schien auch der dritte Gang Probleme zu bereiten. Aktuell fährt Team Blaui also im ersten, zweiten und dann direkt in den fünften Gang. Es bleibt definitiv spannend wie lange es das Sechsganggetriebe noch mitmacht. Noch hat es wohl nicht gespänt und wir fahren weiter und lassen uns überraschen was passiert. 

Gegen frühen Abend kamen wir nach sehr kurvigen und hügeligen Straßen in Tafraoute an, wo wir noch unsere Vorräte auffüllten, wieder gemeinsam kochten und den wunderschönen Sternenhimmel bewunderten.


Zitat

Bernhard W.: "Die einen sagen so, die anderen sagen so, was soll ich dazu noch sagen."

Tag 11

Fit bleiben


Morgenstund hat Gold im Mund. Getreu dieses Mottos standen wir zeitig auf, denn uns erwartete laut Reiseführer eine ca. drei- bis vierstündige  "Muntermacher Rundwanderung". Dennis und Christina waren am Vorabend schon mal auf Erkundungstour gegangen und hatten einen guten Parkplatz am Startpunkt ausfindig gemacht. Dort stiegen wir dann zu zwölft und zu Fuß stetig über von Eseln und Ziegen ausgetretene Geröllpfade bergauf bis wir ein Plateau erreichten, von dem aus man eine tolle Aussicht hatte. Wie klein die Welt sein kann, merkten wir bei unserer ersten kleinen Rast, als uns eine weitere Touristengruppe überholte. Wie sich nach kurzer Kontaktaufnahme herausstellte, war in dieser Gruppe ein Prechtäler dabei, der die Tochter von Bernhard S. kannte. Der Spruch "Mensch ist die Welt doch groß, Biederbach, Precht und Katzenmoos" bekam so auf einmal eine ganz neue Bedeutung. 

Die Wanderung tat uns allen richtig gut. Wir alle schafften die Tour mit unseren individuellen Wehwehchen und auch diejenigen, die Christina beim Aufstieg verfluchten, waren spätestens beim Anblick des Panoramas und der erfolgreichen Tour wieder besänftigt und froh, mitgekommen zu sein. 

Nach der Tour stand aber nochmal eine ca. dreistündige Fahrt an. Diese führte uns, dank Tipp unseres Campingplatz-Besitzers, durch eine surreale Landschaft, wieder über verschiedene Anhöhen und Plateaus mit einer beeindruckenden Aussicht. Manchmal fragen wir uns wirklich, ob es denn noch schöner werden kann. Es macht einfach Spaß durch die sich stetig verändernde Landschaft zu fahren.

Am Abend kochten wir wieder gemeinsam und führten wertige Diskussionen über die kommenden Tage und aktuelle Themen. Zu späterer Stunde glänzte unser Schlagerstar Bernhard W., der aus den Liederbüchern ein Volkslied nach dem anderen trällerte. 


Zitate:

Christine K.: "So viel Weite, da hat die Seele endlich mal wieder Platz, die Flügel auszubreiten." 

Dennis V.: "Da schnallsch ab."

Tag 10

Garten Eden


Morgens sitzt mittlerweile jeder Handgriff. Alle wissen was zu tun ist und auch wie viel Zeit dafür einzuplanen ist. Daher schaffen wir es immer besser morgens pünktlich zur ausgemachten Abfahrtszeit loszukommen. Das ist auch gut so, denn oft haben wir entweder weite Strecken vor uns oder auch noch etwas Sightseeing geplant. So auch an diesem Tag. Die Lehmstadt, die wir am Vortag schon von Weitem in der untergehenden Sonne bestaunt hatten, wollten wir diesmal von innen besichtigen. Und so liefen wir den Hügel hinauf durch enge Gassen und konnten die Lehmhäuser auch von innen anschauen. Die vielen Souvenirhändler hatten auch dieses Mal gutes Spiel mit uns, denn der ein oder andere brauchte noch dringend einen weiteren Schal, Postkarten, Anhänger usw. 

Von der Festung oben aus spekulierten wir welche Filmszenen hier genau gedreht worden waren. Es wurden noch schöne Bilder geschossen und Norbert, der immer einen flotten Spruch auf der Zunge parat hat, bemerkte kurzerhand, dass Christina ein kantiger Typ sei, nicht jedoch aufgrund ihres Charakters, sondern aufgrund der Tatsache, dass sie immer sehr nah an Kanten stand und offensichtlich keine Höhenangst hatte. 

Unsere heutige Fahrt sollte uns zur Todraschlucht führen. Ein Ort an dem zuvor noch keine Spendenfahrt vorbeigekommen war. Die Zeit verging schnell und urplötzlich bogen wir ab in ein Tal. Die Bergformationen änderten sich auf einmal und nach kurzer Zeit hatte man einen tollen Ausblick auf die Ebene, die von einem riesigen Palmenhain durchzogen wurde. 

Am Campingplatz angekommen wurden wir sehr herzlich mit marrokanischem Minztee und frischen Datteln empfangen. Sogleich wurde uns auch erklärt, dass wir noch einen Spaziergang durch den Palmenhain machen könnten. Davon waren alle begeistert und so betraten wir zu zwölft den Garten Eden. Wir kamen uns wirklich vor wie Adam und Eva, es fehlte nur noch die Schlange und der Apfel. Ingrid und Armin, auch immer für Scherze aufgelegt, suchten sich geschwind zwei große Feigenblätter und ließen sich (noch angezogen) mit den Blättern ablichten. Später mussten wir noch durch einen kleinen Fluss waten und kamen auf der anderen Seite in einer verfallenen Lehmstadt heraus. Von dort hatten wir wieder einen gigantischen Ausblick. Einfach toll!

Zum Abschluss wurde noch gemeinsam gekocht und gegessen und mit den Besitzern des Campingplatzes gequatscht, bis sich dann einer nach dem anderen ins Bett verabschiedete.


Zitat: 

Andreas S.: "Another day in paradise."

Tag 9

Für alle neu!


Früh starteten wir am nächsten Morgen in den Tag. Dies war nicht nur dem Hahn geschuldet, der noch vor Sonnenaufgang versuchte, den ganzen Campingplatz aus den Federn zu schmeißen. Wir hatten auch ein volles Tagesprogramm. Zuerst steuerten wir einen Supermarkt an, um unsere (Wasser-)vorräte aufzufüllen. Danach ging es an eine Tankstelle, was auch jedes Mal ein größeres Event darstellt. Als dritten To-Do-Punkt in Marrakesch an diesem Tag versuchten wir dann, den Fordhändler zu finden, um das an Tag 6 bestellte Ersatzteil für den Ford Transit (Turboschlauch) abzuholen. Wir fanden auch das Ersatzteillager, nur leider stellte sich heraus, dass der Turboschlauch immer noch in Casablanca verweilte und wir ihn erst am darauffolgenden Tag bekommen könnten. Nach einer kurzen Rücksprache mit dem Mechaniker-Experten Cheese wurde kurzerhand entschlossen, das Teil weiter auf die Reise zu schicken. Es würde dann nach Tiznit kommen, versicherte uns der Herr am Schalter. Diese Stadt liegt auf unserem Weg in ein paar Tagen. Wir sind gespannt, ob uns das Teil weiterhin hinterherreist oder es uns endlich überholen kann. 

Auf jeden Fall ging es dann weiter. Und für alle war es ein wundervolles Gefühl, denn die letzte Gruppe war nur bis Marrakesch gekommen, wo sie wieder hatten umdrehen müssen... ab jetzt war die Strecke für alle neu! Und was sich uns für ein Anblick bot! Man meint ja, dass die Landschaften, die man täglich sieht, kaum zu toppen sind. Aber als wir in das Atlasgebirge bogen und sich die Straße immer weiter den Berg hinaufschlängelte, kamen wir wieder einmal aus dem Staunen nicht heraus. Herrlich! Wir sahen sogar einen schneebedeckten Gipfel! Beim Pass Col de Tichka fuhren wir dann wieder den Berg hinunter, um ca. 1 Stunde vor dem Ziel in einem Dorf für ein Mittagessen anzuhalten. Dort wurde grandios für uns aufgetischt. Von Couscous und mehreren Tajines über Tomatensalat und Fleischspießen war alles dabei. Wirklich sehr lecker! Von der Restaurantterrasse aus sahen Tim und Bernhard S. einen Barbier und entschlossen sich kurzum dazu, einen neuen Haarschnitt und eine Rasur zu bekommen. Bernhard W. und Felix hatten beide schon in Marrakesch einen Barbier besucht, wie sich herausstellte, aber für den 10-fachen Preis. 

Das letzte Stück Straße führte uns durch das Ounilla Tal. Ein wunderschönes Tal, um dessen Fluss sich grüne Vegetation gebildet hatte und ein tolles Bild darbot. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir dann an unserem Ziel an und bestaunten die Lehmstadt Aït-Benhaddou, die schon für mehrere Filme als Filmkulisse gedient hatte. Wir verstanden auch sofort warum. Der Ort war einfach magisch. Und mit diesem tollen Gefühl und weiterer Vorfreude auf das, was noch folgen würde, gingen wir abends schlafen.

Tag 8

Marrakesch


Nachdem wir die letzten 7 Tage permanent im Auto gesessen hatten und einen Kilometer nach dem anderen hinter uns gebracht hatten, hatten wir und unsere Autos es heute verdient, einen Ruhetag einzulegen. Der Vormittag wurde u.a. dazu genutzt die Wäsche und das Geschirr zu waschen, die vielen Essenskartons zu sortieren, den Reiseführer durchzublättern, dieses Reisetagebuch zu schreiben, in den Pool zu springen, zu entspannen und zu guter Letzt, alle kleinen Autowehwehchen zu reparieren. Bei Team Ganter war zwei Tage zuvor der Blinkerschalter kaputt gegangen. Kurzum hatten wir in der Heimat noch ein paar Hebel in Bewegung gesetzt, sodass ein neuer Schalter an Christines Abflugtag an ihre Haustüre geliefert werden und sie ihn noch im Handgepäck nach Marrakesch bringen konnte. Die Beifahrertüre von Team Blitz wurde neu justiert, sodass der Fahrtwind nun nicht mehr ganz so laut im Fahrercockpit weht. Team Blaui bekam die etwas blinden Scheinwerfer poliert und bei Team Nic wurde der Warnblinker aus den Tiefen der Armatur gefischt und wieder angeklebt, als er am Tag zuvor nach Betätigung auf einmal hinten durchgerutscht war. 


Gegen 14 Uhr hatten wir uns dann ein Taxi bestellt, dass uns in die Medina von Marrakesch brachte. Dort versuchten wir zuerst, einen Stoffhändler wiederzufinden, bei dem Teile der letzten Gruppe verschiedene Schals gekauft hatten. Leider erfolglos. In den verwinkelten Gassen, die fast wie ein Labyrinth erscheinen, war es für uns unmöglich, diesen einen Laden wiederzufinden. Dennoch kauften wir fleißig ein und übten uns in marokkanischer Feilscherei. Viel Zeit verging auf einer schnuckeligen Dachterrasse, wo wir uns zum Mittagessen niederließen. Der untere Eingang wurde von einer Katze bewacht, die zwar mitten im Weg lag, in ihrer Seelenruhe aber nur einmal kurz eines ihrer Augen öffnete und sofort wieder weiterschlief, als 12 Drive to Helpler über sie drüberstiegen. 

Da unserer Ruhetag gleichzeitig auch ein nationaler Feiertag in Marokko war (Eid al Mawlid - Geburtstag des Propheten), war der Djemaa el Fna, der Hauptplatz in Marrakesch, noch mehr gefüllt als sonst. Ein Gewusel aus Essens- und Obstsaftständen, Henna Künstlerinnen, Affen, Schlangenbeschwörer, traditioneller Bands und unzähligen Touristen und Einheimischen verlieh dem Platz in der untergehenden Sonne einen einzigartigen Flair. 

Zurück im etwas außerhalb gelegenen Campingplatz belagerten wir die Bar, quatschten, schwatzten, babbelten über die Ereignisse der letzten Tage und sangen noch das ein oder andere Liedchen zusammen. Da durfte auch unser Bajazzo nicht fehlen. Mit den Nachklängen des Ruhetages und der Vorfreude auf die nächsten Tage in Marokko wünschten wir uns eine gute Nacht.

Tag 7 

Ouzoud Wasserfälle 


Die Nacht über hatte es immer wieder gewittert. Glücklicherweise hörte es gegen 7 Uhr auf, sodass man nach und nach hören konnte, wie sich die Schiebetüren der einzelnen Autos öffneten. Ingrid und Dennis drehten im neugebauten Pool ihre morgendlichen Runden, bis es dann ein sehr leckeres serviertes Frühstück für alle gab. Frisch gestärkt machten wir uns dann auf dem Weg zu den bekannten Ouzoud Wasserfällen. Zusammen wanderten wir den lehmigen Pfad hinunter, genossen einen frisch gepressten Granatapfelsaft und ein paar Mutige wagten sich sogar in die nach dem nächtlichen Regen recht braune Brühe zum Schwimmen. Tim interviewte währenddessen den Guide und hielt die ganze Wanderung, wie auch sonst alles, fleißig mit seiner GoPro fest. Der Aufstieg führte uns über Stufen, deren Abstandslogik sich keinem unserer Teammitglieder so richtig erschloss. Wir konnten noch ein paar wunderschöne Blicke auf den Wasserfall erhaschen, bevor wir dann schlussendlich wieder oben ankamen. Dort sprangen wir wieder in unsere Autos und machten uns auf den Weg nach Marrakesch. Christina drängte alle ein bisschen die Zeit im Blick zu behalten, denn am Abend sollte unser Team endlich komplett werden. Christine, die leider nicht die kompletten 4 Wochen frei bekommen hatte, flog von Basel nach Marrakesch, um sich uns dort anzuschließen und die restliche Tour mitzufahren. Und so machten sich Tim mit seiner GoPro und Christina auf den Weg zum Flughafen, um dort Christine abzuholen. Dazu mussten sie vom Campingplatz gefühlt durch die komplette Stadt fahren. Es war ein kleines Abenteuer für sich im Stadtverkehr zu manövrieren. Mit den Mofas, die rechts und links überholten, sich an roten Ampeln an den Autos vorbeischlängelten und doch noch kurzerhand von rechts nach links wechselten, musste man sich voll und ganz auf seine Umgebung konzentrieren. Christine kam pünktlich am Flughafen an, nur war in der Zwischenzeit die Sonne untergegangen und das Schwierigkeitslevel Rückfahrt im nächtlichen Stadtverkehr hatte sich noch einmal erhöht. Und obwohl es den Anschein hatte, als existierten keine Regeln, kam es dann doch zu einer Situation, in der Christina wohl ein Stoppschild übersehen hatte, daraufhin von rechts und links wild gehupt wurde und gleich danach die Polizei winkend wartete. Der Beamte fragte nach den Autopapieren, Pass und Führerschein und erklärte Christina, dass sie eben an jenem Stoppschild nicht gehalten hatte. 400 Dirham Strafe (ca. 40€). Dies erschien ihr dann aber doch etwas viel und sie erklärte ihm, dass sie nicht bereit war, die Strafe zu zahlen. Die andere Option schien dann aber nur zu sein, dass das Auto abgeschleppt werden würde. In einer Zwickmühle steckend, erzählte sie dem Beamten in stockendem Französisch, dass wir ja eine Hilfsorganisation seien, sie der Verkehr nachts komplett überfordere und sie ja nur dem Auto vor ihr gefolgt war, in der Annahme, dass der schon wisse, wie man fahren solle. Kurz darauf hatte sie all ihre Dokumente wieder in der Hand und sie konnten ohne weitere Zwischenfälle zum Campingplatz fahren! Dort wurde Christine sehr herzlich empfangen und nach ein, zwei Bierchen und Gläschen Wein gingen alle erschöpft aber beruhigt ins Bett.

Tag 6

Strafzettel


Wie mittlerweile jeden Morgen war mit wenigen Handgriffen das Frühstücksbuffet aufgetischt und wir frühstückten gemeinsam zwischen LKWs und Zapfsäulen. Allzulang verweilten wir allerdings nicht mehr, da wir eine ganz schön lange Strecke vor uns hatten. Diese führte uns wieder durch verschiedene Landschaften, vorbei an riesigen Rinderherden, einem Esel, Maultier, Muli nach dem anderen, wohl sogar einem Chamäleon, welches die Straßenseite wechseln wollte und vielen, vielen Olivenbäumen. Der Turboschlauch machte leider immer noch Probleme und wir peilten einen Fordhändler an, um ein Ersatzteil zu kaufen. Leider hatten sie den Schlauch nicht vorrätig und hätten ihn uns in zwei Tagen liefern können. Das war uns natürlich zu lange und wir fragten kurzerhand, ob sie nicht einen Fordhändler in Marrakesch anrufen und das Teil dort bestellen könnten. Na klar war das möglich und die freundlichen Mitarbeiter notierten uns alles genauestens. Montag werden wir also in aller Früh zum Fordhändler fahren und hoffentlich unser Ersatzteil bekommen. 

Ein kaputter Turboschlauch bedeutet jedoch für Team EDEKA nicht, dass sie nicht auch zu schnell fahren können. Nach einer der unzähligen Polizeiposten, die wir passierten, hatte unser Besenauto nicht ganz so viel Glück. Die Ansage aus dem Führungsauto „Vorsicht Radarpistole“ kam etwas zu spät an und das letzte Auto wurde rausgewunken. Gleich darauf erklang aus den Walkie-Talkies: Ja, wir müssen zahlen. Anstatt den erlaubten 60 km/h waren sie mit 72 km/h unterwegs gewesen und mussten 150 Dirham dafür blechen. Cheese, der gefahren war, meinte darauf hin, dass er sich den Strafzettel einrahmen wird, sobald er wieder zu Hause ist. Seitdem fahren wir etwas vorsichtiger und beachten die Geschwindigkeitsbegrenzungen etwas genauer. 

Nach diesem kleinen Zwischenfall hatten alle so langsam Hunger. Und so ergab es sich, dass wir in einer der vielen Städte, durch die wir hindurchfuhren, anhielten und uns vom aufsteigenden Rauch des Grills leiten ließen. Wir setzten uns und sogleich wurde gefragt, was wir denn gerne hätten. Rind, Hühnchen, Gemüse, etc. Christina sollte dann irgendwie mitkommen und beim Metzger nebenan das frische Rind und Hühnchen auswählen, welches gleich auf dem Grill landen sollte. Ganz frisch bekamen wir eine sehr leckere Portion vom Grill und einen super Service. Gerade diese spontanen Momente bergen immer wieder tolle Überraschungen. 

Gestärkt ging es weiter und kurz vor unserem Ziel führte uns die Straße in die Berge hinein. Und schon wieder bot sich uns eine atemberaubend schöne Landschaft. Manchmal kommen wir aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus. Es ging noch über eine abenteuerliche Brücke bis wir dann am Rande eines Canyons endlich den bekannten Zebra Campingplatz erreichten. Dort gab es für uns trotz Stromausfall im ganzen Tal noch ein sehr leckeres Abendessen bestehend aus einer Gemüsesuppe und Tajine mit Ei. Erschöpft von diesem langen und ereignisreichen Tag fielen wir dann mit gefüllten Mägen in unsere Betten.

Tag 5

Turboschlauch


Nach einer erholsamen Nacht, gab es wie jeden Morgen ein entspanntes Frühstück. Bald brachen wir auf. Unser heutiges Ziel war Volubilis mit einem Zwischenstopp in Chefchaouen, der blauen Stadt. Wir fuhren eine wunderschöne Bergstraße entlang, aber bald schon erklang aus den Walkie-Talkies die Stimme von Cheese, der mit Bernhard zusammen immer das Schlusslicht bildet. Scheinbar hatte ihr Ford in den Notlauf geschaltet und brachte nur noch ca. 20 Prozent der Leistung auf. Dementsprechend langsam ging es dann den Berg hinauf. Als wir dann kurz anhielten, hatten die Mechaniker gleich herausgefunden, dass der Turboschlauch ein Loch hatte. Dies wurde behelfsmäßig geflickt und wir konnten weiterfahren. 

Kurz darauf fuhren wir auch schon mit einem tollen Blick auf Chefchaouen in die Stadt, parkten unsere Autos und ganz wichtig: besorgten uns als allererstes marokkanische Simkarten mit je 5GB mobilen Daten. Danach schlenderten wir noch etwas durch die Altstadt, bewunderten die pittoresken blauen Gassen und ließen uns treiben. 

Doch nach ein paar Stunden ging es wieder weiter. Laut Roadbook wollten wir in der Nähe von Volubilis übernachten, um am nächsten Morgen das UNESCO Weltkulturerbe zu besichtigen. Leider (oder vielleicht auch zum Glück, je nach Perspektive) führte uns das Navi an Volubilis vorbei, durch eine wunderschöne, atemberaubende Landschaft. Es ging die Olivenhaine hinauf und durch hügelige Sträßchen hinein in den Sonnenuntergang. Nur dann standen wir irgendwann im Nirgendwo und stellten fest, dass wir eben unser Ziel verfehlt hatten. Doch davon ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen und suchten uns einen Platz am Straßenrand, um dort zu übernachten. Als es dann jedoch dunkel wurde, kam eine sehr skurrile Person vorbei, und nach langen erfolglosen Versuchen, mit ihm auf Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und sogar Arabisch zu kommunizieren und um einen möglichen Konflikt zu vermeiden, beschlossen wir den Platz zu räumen. Im Dunkeln fuhren wir dann bis zu einer Tankstelle, auf derem beleuchteten Parkplatz wir die Nacht sicher verbringen konnten.

Tag 4

Urlaubsbeginn 


Eines vorweg: Wir sind in Marokko angekommen! Welch eine Erleichterung wir aber dabei verspürten, als wir das allerletzte bewachte Grenztor passierten, kann man wirklich nur schwer beschrieben. Noch auf unserem Parkplatz in Ceuta, der spanischen Enklave, hatten wir entspannt gefrühstückt und uns seelisch auf den Grenzübertritt vorbereitet. Guter Dinge fuhren wir also zusammen los: Christina an der Spitze wurde dann schon beim ersten Kontrollposten wieder weggeschickt: wir brauchten einen QR Code. Dazu mussten wir umdrehen und auf einen nahegelegenen Parkplatz fahren, der wohl zu Covid-Hochzeiten genutzt worden war, um den Grenzverkehr in Blöcken abzufertigen. Auf dem nun allerdings leeren Parkplatz wurde uns der gewünschte QR Code in die Hand gedrückt und wir fuhren wieder zurück an den ersten Kontrollposten. Erste und zweite Passkontrolle: kein Problem. Es handelte sich ja nur um die spanische Ausreise. Dritte Passkontrolle: hier bekamen wir den marokkanischen Einreisestempel. Auch dies stellte sich noch als einfach heraus. Vierte Passkontrolle: Hier mussten wir die Fahrzeugpapiere zeigen und das Hin und Her begann... Das Hauptproblem war, dass die Fahrzeuge nicht auf die Fahrer*innen selbst zugelassen sind, sondern auf den Verein. Wir haben allerdings nur einen deutschen Auszug aus dem Vereinsregister vom Amtsgericht dabei, auf dem hervorgeht, dass unsere Ingrid von Team Ganter Teil des Vorstandes ist. Dies zu erklären war echt schwierig. Es wurde noch schwieriger, als es bei den Grenzbeamten einen Schichtwechsel gab und ein sehr ambitionierter, korrekter Herr an die Stelle unseres entspannten, englisch sprechenden Beamten trat. Und so drehten unsere Pässe und Fahrzeugpapiere ihre Kreise, gingen durch unzählige Hände, verschwanden, kamen wieder zurück, verschwanden wieder mit jemand anderem, wurden an uns vorbei woanders hingetragen, usw.. Wir bemerkten auch, dass immer mehr Autoritäten eingeschaltet wurden. Erst der normale Grenzbeamte, dann sein Vorgesetzter. Später kam in zivil jemand, danach jemand in zivil mit Jackett und später dann ein Anzugträger. Alle fragten immer wieder dasselbe, aber wir blieben geduldig und erklärten unsere Mission stets auf's Neue. Dann ging es irgendwann daran, den Inhalt unserer Autos zu kontrollieren. Der Drogenhund fand schon mal nichts! Aber als es dann an die Kisten mit den medizinischen Spenden ging, pochten unsere Herzen ganz schön. Der sehr korrekte und ambitionierte Beamte schaute wirklich in fast jede Box hinein und wollte wissen, was die jeweiligen Dinge seien. Wir konnten manchmal aber nur mit den Schultern zucken, da wir alle keine medizinischen Kenntnisse besitzen. Schlussendlich jedoch hieß es, dass wir weiterfahren durften. Nach einer allerletzten Passkontrolle fuhren wir durch das letzte bewachte Tor und waren auf marokkanischem Boden angekommen! Welch eine Erleichterung!! 

Nachdem wir die vergangenen drei Tage regelrecht durch Europa gepeitscht waren, wussten wir nun, dass wir uns entspannen konnten. 


Das Ziel für den Abend war ein kleiner Stellplatz in der Nähe der Akchour Wasserfälle. Ein wunderschöner Platz inmitten der Berge. Abends kochten wir gemeinsam und feierten mit unseren holländischen Nachbarn zusammen unseren erfolgreichen Grenzübertritt. Da wurden dann sogar die Kläpperle rausgeholt, ohne die Armin vom Team Ganter Waldkirch wohl nicht verlassen wollte. Und so brachten wir diese Waldkircher Tradition in die Welt hinaus und waren schlichtweg glücklich. Der Urlaub hatte begonnen! 


PS: Ob wir nun in Rekordzeit über die Grenze kamen, wissen wir nicht genau. Aber in unter 3 Stunden ist definitiv nicht schlecht!

Tag 2 und 3

Leben wie Gott in Frankreich – bzw. Spanien


An unserem zweiten und dritten Tag brachten wir einige Kilometer hinter uns. Wir starteten in Sète in Südfrankreich unsere zweite Etappe. Diese sollte bis Dénia etwas nördlich von Alicante gehen, denn dort erwarteten uns zwei ausgewanderte Elzacher, die uns zum Abendessen eingeladen hatten. Da konnten wir natürlich nicht nein sagen und kamen nach einem unkomplizierten Fahrtag gegen 20 Uhr dort an. Wir wollten eigentlich vor der spanischen Grenze nochmal die Tanks füllen, allerdings stellte sich schnell heraus, dass Diesel wohl nicht ganz so einfach zu bekommen war. Die erste Tankstelle, die wir anfuhren war auf 20 Liter pro Fahrzeug limitiert, die zweite war komplett verlassen, die dritte war nur für LKWs und die vierte war so klein, dass wir uns dann doch gegen Tanken entschieden und direkt weiter nach Spanien fuhren.

Abends genossen wir dann zusammen mit den Elzachern Marita und Hermann ein wundervolles Abendessen in einem Restaurant direkt am Strand und wurden kurzerhand noch für den nächsten Tag zum Frühstück bei ihnen zu Hause eingeladen. Dort durften wir alle sogar noch heiß duschen. Wundervoll! 

Der nächste Tag begann früh mit dem Ziel, die Fähre am Abend nach Marokko zu nehmen. Das Navi führte uns nicht direkt an der Küste entlang, sondern bot uns wunderschöne Aussichten auf andalusischen Autobahnen im Hinterland. Und dort tönten immer wieder Walkie-Talkie Ansagen aus dem Cockpit von Captain Blitz, der uns Updates zur Reiseroute darbot und uns eine gute Fahrt mit Drive to Help wünschte. 

Wir haben uns mittlerweile sehr gut eingegroovt und kommen in der aktuellen Reihenfolge ziemlich flott voran: Nic mit Christina an der Spitze (Christine wird in Marrakesch zu uns stoßen), Ganters mit Ingrid und Armin an zweiter Stelle im Renault, Julia und Dennis als Team Blitz im Mercedes Sprinter, Team Blaui mit Norbert und Tim im Opel Vivaro, der Rother Bus mit Bernhard W. und Felix und als Schlusslicht Team EDEKA mit Bernhard S. und Cheese. Kurz vor Malaga wurde nach einem Kaffee verlangt und wir nutzten die Chance an der Raststätte, um schon einmal Fährtickets zu kaufen. Da sich die Überfahrt nach Ceuta als deutlich billiger rausstellte, beschlossen wir kurzerhand, unseren ursprünglichen Plan zu ändern, bei dem wir nach Tanger Med übergesetzt hätten. So kamen wir abends aber entspannt auf afrikanischem Boden an und verbrachten die Nacht auf einem Parkplatz direkt am Meer, tranken noch das ein oder andere Bierchen und waren einfach froh, dass wir die letzten Tage so gut durchgekommen waren. Nun planen wir, am nächsten Tag in aller Ruhe die Grenzüberquerung nach Marokko anzugehen. Wir melden uns wieder, sobald wir in Marokko WIFI haben. Drückt uns ganz fest die Daumen! Unser Plan ist es nämlich, die Grenzüberquerung in Rekordzeit hinter uns zu bringen.

Tag 1


„Ich glaub es geht schon wieder los“ 


Wir können es kaum glauben. Zweieinhalb Jahre nach unserer letzten Fahrt, die wir im März 2020 aufgrund von global beginnenden Covid-Grenzschließungen leider in Marrakesch abbrechen mussten, standen wir heute wieder zusammen mit unseren Liebsten in Waldkirch, um eine weitere Spendenfahrt zu starten. 6 Fahrer und Fahrerinnen der letzten Fahrt und 6 neue Teammitglieder sammelten die letzten Monate wieder unermüdlich Spenden und bereiteten die Spendenfahrt vor, um die ASB Health Clinic in Gambia zu unterstützen. 


So versammelten wir uns heute Vormittag, um uns im Beisein des Waldkircher Oberbürgermeisters und Familie, Freunden und Bekannten zu verabschieden und das neue Abenteuer zu beginnen. Der Morgen war grau in grau, als wir jedoch kurz nach Abfahrt auf die B294 abbogen, kam die Sonne hinter den Wolken heraus, fast so, als wolle auch sie uns eine schöne Reise wünschen. 


Unser erster Stopp ließ nicht lange auf sich warten. Wir hielten gleich beim ersten Parkplatz für eine erste Lagebesprechung an. Wichtige Fragen für die erste Etappe wurden geklärt: Wohin geht es heute, wer fährt voran, wie funktioniert Kolonnenfahren, was machen wir nach Mautstationen, usw. Und dann ging es richtig los. Die erste Etappe sollte Sète bei Montpellier sein. Wir haben vor Europa so schnell wie mit 6 vollgeladenen Transportern eben möglich zu verlassen. Das bedeutet für uns in den ersten drei Tagen also, so viel Strecke und Kilometer wie möglich zu machen. 


Gegen 20:30 Uhr erreichten wir dann auch unser Ziel - ohne Probleme! Wir alle hielten einen Moment inne, als wir die Raststätte passierten, bei der unser Blaui (Opel Vivaro mit Tim und Norbert) 2020 für eine umfassendere Reparatur wieder umkehren musste. Aber Entwarnung. Alles lief gut. Zwar scheint etwas mit Blauis Bremsen nicht ganz in Ordnung zu sein, aber das wird für unsere zwei Mechaniker Bernhard W. und Cheese ein Klacks. In null Komma nichts war die Biertischgarnitur aufgestellt und wir konnten ein nächtliches Abendessen genießen. Der einzige zu bemängelnde Punkt waren die Heerscharen an Mücken, die sich sogleich über uns hermachten. Doch auch damit kamen wir zurecht und so erwischte man immer wieder jemanden, der sich gegen den eigenen Kopf haute, um eine Mücke zu erledigen. Der Anblick bringt einen doch immer wieder zum Schmunzeln! 


Wir sind alle frohen Mutes und freuen uns auf die gemeinsame Zeit, die neuen Eindrücke, die wir sammeln werden und allem voran natürlich, Gambia mit unseren Spenden zu erreichen! Danke an alle, die für unseren Verein Drive to Help e.V. gespendet haben oder es noch tun werden, danke an alle, die in der Schlettstattallee Auf Wiedersehen gesagt haben und danke an alle, die uns aus der Heimat heraus verfolgen und in Gedanken mit uns auf der Fahrt sind.